Was ist uns wichtig?
In allen Messen hören wir Botschaften aus der Bibel, gute Nachrichten, griechisch Eu-Angelion. Es sind Orientierungshilfen Wegweiser für unser Leben. Vitaminreich, manchmal schwer verdaulich, oft bildhaft, immer aber Leitlinien, die unser tägliches Leben prägen sollen. Sie haben kein Verfallsdatum.
Auch heute las ich wieder sehr wertvolle Orientierungshilfen in der Zeitung, auch im Internet, z.B. diese:
Sängerin LUCY schwärmt von ihrer neuen Liebe.
Mike SINGER zeigt seine Freundin.
Heidi Klum zeigt ihre Tochter.
Das sind essenzielle Infos, die uns alle angehen. Darauf haben wir ein Recht, sagt die Presse.
Oder hier:
Danni Büchner hat Streit mit Pascal Kappes. Wer ist Kappes? Wer Büchner?
Thomas Anders kommt im Golf Cabrio.
Und ganz besonders bedeutsam der Hinweis.
Laura Mania ließ sich den Po liften.
Also beim TV-Fragequiz würde ich schon bei der 3. Frage versagen.
Das sind doch mal nützliche Alltagshilfen. Sie helfen uns weg über unsere Mittelpunktslosigkeit. Millionen sind sich nicht mehr im Klaren darüber, wer sie sind und was sie eigentlich wollen. Sie werden in den Sog fremder Personen gezogen, die sie nichts angehen.
Das Harmoniebedürfnis des Publikums wird befriedigt, indem die dargestellten Emotionen in Einklang mit den Wertvorstellungen der Leserschaft stehen.
Durch die Konzentration auf Trivialitäten entsteht für den Leser der Eindruck einer weniger komplexen Umwelt. Polemisch ausgedrückt könnte man es auch „Lebenshilfe durch Verdummung“ nennen.
Liebe Christen, was ist uns wirklich wichtig? Womit füttern wir unsere grauen Zellen und unsere Seele? Wie gehaltvoll präsentiert sich unser Tag am Abend. Man soll ja den Tag nicht vor dem Abend tadeln, aber kann es nicht sein, dass wir erschöpft ins Bett fallen, nicht nur wegen der beruflichen und häuslichen Anstrengungen, sondern auch wegen eines verstopften Großhirns, in dem sich der ganze mediale Müll prominenter Narzissten angesiedelt hat?
Es ist Zeit für ein geistiges und seelisches RAMADAMA. Den Kopf frei kriegen. Ist Ihnen aufgefallen, dass in den meisten Arztpraxen zu 90 % Zeitschriften ausliegen für Frauen? Bunte, Brigitte, Neue Revue, Das neue Blatt … und dann allenfalls noch ein Auto-Magazin für den Mann.
Ein Freisinger Arzt – leider verstorben – hatte im Wartezimmer kopierte Artikel über Gesundheit, Erziehung, aktuelle Tagesthemen und religiöse Themen ausliegen. Zum Mitnehmen.
Und ein Arzt in Stuttgart hat gar keine Zeitschriften ausliegen, nur mehrere Bibeln. Sie sahen ziemlich vergriffen aus. Inzwischen sind sie weg. Weil alle in ihr Handy schauen.
Was ist uns wichtig? Diese Frage muss jeder für sich allein beantworten.
Über den Autor/ die Autorin
Pater Dr. Jörg Müller SAC
Pater Dr. Jörg Müller SAC stammt von Bernkastel-Kues an der Mosel (geb 1943). Er durchlitt die Schulzeit, ist zweimal sitzengeblieben, und hat sich dann in den Studien der Theologie , Philosophie und Pädagogik (Trier, Innsbruck), Psychologie und Pathologie (Salzburg) davon erholt. Er war Lehrer an verschiedenen Schulen in Trier, Salzburg, Tamsweg und Saarburg, dann Psychotherapeut mit eigener Praxis, bis ihn der Frust packte und er in Tunesien eine T-Shirt-Fabrik baute. Vom Partner betrogen, kehrte er zurück nach Deutschland und trat in die Gemeinschaft der Pallottiner ein. Das war 1989 am Tag des Mauerfalls. Im Pallotti Haus Freising gründete er die Heilende Gemeinschaft, eine stationäre, therapeutische Einrichtung für Menschen in seelischer Not. Inzwischen hat er über 60 Bücher geschrieben und 4 Lied-Cassetten herausgebracht; er ist unter anderem auch als Kabarettist unterwegs.
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