„Vorwärts mit Freude!“, sagte Papst Franziskus. Aber noch ist längst nicht klar, ob er zu größeren Reformen bereit wäre

Was hat´s gebracht?
– Der Weltsynode erster Teil war wenig konkret

Fast vier Wochen tagte die Weltsynode in Rom und im Jahr 2024 soll es weitergehen. Die etwa 360 Bischöfe und Laien – zum ersten Mal waren auch Frauen dabei – haben am Ende eine Erklärung verabschiedet, die eher an der Oberfläche blieb. Zur Frage der Rolle der Frauen in der Kirche gab es wenig Konkretes, ebenso zur Veränderung der Sexualmoral oder der Bewertung von Homosexualität.

Die Hoffnung aller, die auf Reformen warten, stützt sich nun darauf, dass es beim nächsten Treffen im Oktober 2024 konkrete Ergebnisse oder doch zumindest konkrete Vorschläge geben wird. Papst Franziskus hat den Abschlussgottesdienst mit den Worten beendet: „Vorwärts mit Freude!“ Aber noch ist längst nicht klar, ob denn Papst Franziskus selbst zu größeren Reformen bereit wäre.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat eine eher gemischte Bilanz gezogen. Es seien zwar alle Fragen auf den Tisch gekommen, aber auch die Angst vor Veränderungen sei immer wieder zu spüren gewesen. Letztlich habe es „noch an Mut gefehlt“.

Die 40-seitige Abschlusserklärung wurde in allen Punkten mit Zwei-Drittel-Mehrheit angenommen, auch wenn es sich hier um ein mühsam ausgehandeltes Kompromisspapier handelt. Den größten Widerstand gab es bei der Frage, ob Frauen künftig Diakoninnen werden könnten. Hier gab es 69 Gegenstimmen. Vielleicht heißt es deshalb in der Erklärung ganz allgemein: „Es besteht dringender Bedarf, dass Frauen an Entscheidungsprozessen teilnehmen und verantwortungsvolle Aufgaben in Seelsorge und Dienst übernehmen.“ Zum Diakonat gebe es aber „unterschiedliche Standpunkte“. Manche befürchten auch hier, dass die Kirche damit dem Zeitgeist nachgäbe – was auch immer das sein soll. Vielleicht haben aber auch diejenigen, die immer wieder vom Zeitgeist faseln, vergessen, dass das Zweite Vatikanische Konzil das Wort von den „Zeichen der Zeit“, die es zu erkennen gilt, geprägt hat. So beten wir in einem unserer Hochgebete der Heiligen Messe: „Lass die Gläubigen die Zeichen der Zeit verstehen…“

Die Frage, ob Frauen auch Priesterinnen werden könnten, wurden nicht einmal erwähnt. Dagegen gibt es in Deutschland eine ganze Reihe von Bischöfen, die sich das inzwischen gut vorstellen können. Zuletzt hat sich Erzbischof Ludwig Schick positiv zur Priesterweihe von Frauen geäußert. Man höre und staune…

Auch die Formulierungen des Abschlusspapieres zum Thema Homosexualität bleiben einigermaßen unkonkret. In der Erklärung wurde lediglich gesagt, dass manche Fragen „wie diejenigen im Zusammenhang mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung“ umstritten seien. Deshalb solle man sich Zeit nehmen, „ohne einfachen Urteilen nachzugehen.“ Die allgemein übliche Abkürzung LGBT+ für verschiedene sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten kommt in dem Papier nicht ein einziges Mal vor. Wie lange sollen Menschen, die sich diesen Personengruppen zugehörig fühlen, eigentlich noch ignoriert und diskriminiert werden?

Den vielen schönen Worten, die niemandem weh tun wollen, müssen im nächsten Jahr nun endlich Taten folgen. Die Frage ist, ob es tatsächlich Änderungen in den Grundfesten der kirchlichen Lehre geben wird. Da darf man eher skeptisch sein.

Noch etwas fällt auf: Immer wieder – auch in der Abschlusserklärung – werden Frauen mit wohlfeilen Formulierungen scheinbar wertschätzend hervorgehoben, aber an wirklicher Teilhabe an kirchlichen Ämtern und an substantieller Beteiligung von Frauen im Machtapparat der Kirche gibt es vonseiten männlich-klerikaler Hierarchie bislang kein Interesse.

Foto: Postkartenmotiv zur kontinentalen Phase des weltweiten synodalen Prozesses in Prag © Deutsche Bischofskonferenz/Kopp

Über den Autor/ die Autorin

Pater Siegfried Modenbach SAC