Men don´t cry

Männer weinen nicht

Nicht nur die afrikanische Gesellschaft setzt hohe Ansprüche an Männer oder Jungen in der Pubertät. Erwartungen, die sie dazu zwingen nach ersponnenen Idealen zu leben.

Sieht man im Oxford Advanced Learner’s Dictionary nach, so findet man unter dem Begriff „Mann“ folgende Erklärung: ein Mann ist ein erwachsener männlicher Mensch. Dennoch scheinen die meisten Kulturen ihre eigene Definition für einen „Mann“ zu haben. Das impliziert, dass man, um ein Mann zu sein, sich diesen Titel erwerben muss. Ergo ist der Begriff mehr als die bloße Altersbestimmung, wie ihn das Wörterbuch eindeutig definiert.

Kulturen in aller Welt haben, so scheint es, dem Begriff „Mann“ eine Reihe von Charakteristiken zugeordnet, die untrennbar mit ihm verbunden sind. Eine dieser Eigenschaften ist, dass ein Mann unter keinen Umständen weinen sollte. Männer, die weinen, werden normalerweise als schwach wahrgenommen, sie verdienen die Bezeichnung „Mann“ nicht, weil sie der allgemeinen Annahme, Männer zeigen ihre Gefühle nicht, nicht entsprechen.

Ich erinnere mich noch, als 2016 der damalige US-Präsident Barack Obama Schlagzeilen machte, weil er während einer Ansprache über die Waffengesetze in den Vereinigten Staaten öffentlich weinte. Genau wie Obama gibt es viele Männer, die in übler Weise verspottet werden, weil sie ihre Emotionen zeigen.

Während einem Besuch bei einem meiner engsten Freunde, Pius, traf ich dessen siebenjährigen Neffen Tsanzo, der gerade selbstvergessen mit seinen Spielsachen spielte, als ich eintraf. Während er spielte, stieß er sich an einer Eisenstange, die auf dem Boden lag. Genau wie jedes andere Kind, brach der kleine Junge aufgrund des Schmerzes in Tränen aus. Pius sprintete schneller zu seinem Neffen, als Sie die Überschrift dieses Textes lesen können. Was mich faszinierte, war, wie es Pius gelang den unschuldigen Jungen zu beruhigen, nämlich in dem er ihm die einfachen Worte sagte: „Männer weinen nicht“. Um der Welt zu beweisen, dass er ein Mann ist, hörte der Junge sofort auf zu weinen, aber ich konnte den Schmerz, der ihm ins Gesicht geschrieben stand, deutlich erkennen.
In unserer heutigen Zeit gibt es viele Jungen wie Tsanzo, denen man schon in jungen Jahren eintrichtert, weinen sei etwas für Schwächlinge. Stellen Sie sich vor, was für Männer die Gesellschaft dadurch formt. Machen wir diese unschuldigen Jungen nicht zu Robotern? Menschen, die ihre Emotionen nicht zulassen?

Ich erinnere mich auch an eine Unterhaltung mit jemandem, der mir erzählte, er habe sich als Kind immer erleichtert gefühlt nach dem weinen. Es war als wäre ihm eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen worden. Was aber, wenn Männer nicht weinen dürfen? Wohin dann mit dem Schmerz, der im Herzen ihres Seins begraben ist? Mit dem täglichen Anstieg der Fälle von Missbrauch in denen Männer die Täter sind und Frauen die Opfer, wird hier für mich ein Zusammenhang sichtbar. Denn, Männer werden zu Robotern gemacht und setzen ihren Ärger in Energie um für den Missbrauch von Frauen. Außerdem, wenn wir sagen, Männer sollen nicht weinen, dann implizieren wir doch, dass Frauen Menschen sind, die weniger gelten, weil sie weinen. Obwohl es doch so ist, dass alle Menschen gleich sind und sich nur durch ihr Geschlecht unterscheiden.

Darum sollten Männer ihre Gefühle ausdrücken dürfen – weil sie auch Gefühle haben.

„Es ist besser zu weinen, als ärgerlich zu sein, denn Ärger verletzt andere, während wenn wir weinen niemand verletzt wird. Und weinen beruhigt unsere Seele.“ Anurag Prakash Ray

 

Übersetzung aus dem Englischen: Stefanie Ettenberger

Über den Autor/ die Autorin

Frater Blessings Patrick Chagunda SAC

My name is Blessings Patrick Chagunda, I come from the central part of Malawi. I was born on the 6th of September 1997. I am a Pallottine student currently doing my second year of Philosophy in South Africa.

Frater Blessings Patrick Chagunda SAC ist Novize, lebt derzeit bei den Pallottinern in Südafrika und studiert dort im zweiten Jahr Philosophie. Geboren wurde er, am 6. September 1997, im Herzen Malawis. Als begabter, junger Autor macht er sich regelmäßig Gedanken zu aktuellen Themen. Seine Originalartikel erscheinen in Malawi und Südafrika in englischer Sprache.