Jesus war empört

Jesus war empört

über jedes „korrekte“ Tun, das sich auf Gesetze berief, aber die menschliche Notlage außer Acht ließ. Die dogmatisch sturen Typen waren ihm ein Gräuel. Statt sich zu schämen, weisen sie auf Vorschriften hin und entledigen sich so der Verantwortung. Das Gesetz ist auf ihrer Seite, aber nicht Gott.

Auch heute gibt es sie zuhauf, die Bürokaten und statisch fixierten Dumpfbacken. Sie schicken zwei Flüchtlinge zurück ins Land krimineller Despoten, weil sie einen Tag zu früh abgehauen sind; sie veranlassen den Abriss eines Hauses, weil es um 5 cm zu hoch gebaut wurde; sie belegen Obdachlose mit einer Geldstrafe, weil diese „containerten“, d. h. weggeworfene Lebensmittel aus der Mülltonne nahmen…..

Klar doch, „Ordnung muss sein. Und wo kämen wir hin, wenn alle das täten!“ Mit solchen Killerphrasen erklären sie ihr antisoziales Tun.
Jesus stellte die Not des Menschen über das Gesetz. Denn um wirklich niederträchtig zu sein, muss man nicht Gesetze brechen; man braucht sie nur akribisch anzuwenden. Und eben das machte Jesus wütend. Was würde passieren, wenn Hungernde weggeworfene Nahrung nehmen würden? Was, wenn das Haus stehen bleiben dürfte und der Besitzer eine Spende geben müsste für die Armen? Was, wenn die beiden Flüchtlinge trotzdem bleiben dürften? Die Welt sähe freundlicher aus. Und das S vor dem PD sowie das C vor dem DU hätte wieder seine Berechtigung.

Bild: Luis Louro Adobe Stock

Über den Autor/ die Autorin

Pater Dr. Jörg Müller SAC

Pater Dr. Jörg Müller SAC stammt von Bernkastel-Kues an der Mosel (geb 1943). Er durchlitt die Schulzeit, ist zweimal sitzengeblieben, und hat sich dann in den Studien der Theologie , Philosophie und Pädagogik (Trier, Innsbruck), Psychologie und Pathologie (Salzburg) davon erholt. Er war Lehrer an verschiedenen Schulen in Trier, Salzburg, Tamsweg und Saarburg, dann Psychotherapeut mit eigener Praxis, bis ihn der Frust packte und er in Tunesien eine T-Shirt-Fabrik baute. Vom Partner betrogen,  kehrte er zurück nach Deutschland und trat in die Gemeinschaft der Pallottiner  ein. Das war 1989 am Tag des Mauerfalls. Im Pallotti Haus Freising gründete er die Heilende Gemeinschaft, eine stationäre, therapeutische Einrichtung für Menschen in seelischer Not. Inzwischen hat er über 60 Bücher geschrieben und 4 Lied-Cassetten herausgebracht; er ist unter anderem auch als Kabarettist  unterwegs.