"Ich bin ein Fan von Neuanfängen"
Und schon wieder ein Jahr vorbei: Advent, Weihnachten, Silvester, Neujahr… Es gibt Vieles, auf das ich mich in dieser Zeit richtig freue. Und es gibt so Manches, das mich richtig nervt. In der Vorweihnachtszeit wird zum Beispiel Radio hören zur Tortur, da ich zu dem Teil der Menschheit gehöre, die „Last Christmas“ einfach nicht mehr hören können. Dieses Gedudel nervt. Und kaum ist das feine Festtagsessen verdaut werden Knaller, Böller und Raketen gekauft als ob´s kein Morgen gibt. Ja, schönes, buntes Feuerwerk ist toll. Aber Böller zwischen die Beine geworfen bekommen, das nervt so richtig. Und dann sind da noch die guten Vorsätze… Ständig und überall die Frage, welche guten Vorsätze man denn so habe für das neue Jahr. Sicher, jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, aber sind der 31.12. und der 1.1. denn wirklich die einzigen Tage im Jahr, an denen man seinem Leben mal ne Kurskorrektur verpassen kann? Das ist ne ziemlich konsequente Überforderung dieser Tage und das überfordert auch die allermeisten Menschen. Und jetzt schreib ich es zum letzten Mal, versprochen: Das nervt! Wer sich nur einmal zum Jahreswechsel Gedanken über sein Leben macht und sich dann überambitionierte Ziele aufbürdet, der frustriert sich selbst und oft auch seine Umwelt.
Ich bin ein großer Fan von Neuanfängen. Sie sind jedes Mal eine große Chance auf Veränderung und Innovation. Der Zauber, von denen Hermann Hesse 1941 in „Stufen“ schreibt, den gibt es ja wirklich. Es kann noch so dunkel und schwer sein, im Leben eines einzelnen Menschen oder eines ganzen Landes, in jedem Neuanfang steckt das, was uns aufrichtet und leben lässt: Hoffnung. Wie schade wäre es doch, wenn wir dieses mächtige Potential nur zum Jahreswechsel nutzen würden. Es ist gut am Jahresende mit einem gütigen Blick auf das vergangene Jahr zurück zu blicken. Und es ist gut mit Vertrauen in das neue Jahr zu starten.
Ich möchte aber Werbung dafür machen das viel öfter zu tun; am besten täglich. Jeder Abend und jeder neue Morgen sind wie kleine Silvester- und Neujahrstage. Immer wieder ein Abschluss und ein Neuanfang. Mit einem liebevollen Blick des Herzens auf den zurückliegenden Tag schauen und sich noch einmal an allem freuen, was schön, froh und glückbringend war. Und das alles dann zusammen mit dem, was nicht gelungen ist, was das Leben an diesem Tag schwer gemacht hat, im Gebet in die Hände Gottes zurücklegen. Er kann das viel besser tragen als wir allein. Von ihm haben wir diesen Tag geschenkt bekommen, an ihn können wir ihn auch wieder zurück geben – mit Dank für das Gute und Bitte um Verwandlung für das Schwere. Und am Morgen kann ich Gott meine leeren Hände wieder hinhalten und den neuen Tag von ihm entgegennehmen. Vielleicht ja verbunden mit der Bitte um Segen; dass ich seine Nähe spüre, wenn ich ihn dringend bei mir brauche. Vielleicht weil ich mir ein Ziel für diesen Tag gesteckt habe; so was Ähnliches wie ein guter Vorsatz, nur bescheidener und nicht überfordernd. Und nur für diesen Tag. Gott denkt groß von uns und er traut uns Menschen auch Großes zu. Wir können uns und Vieles auf dieser Welt verändern. Dazu macht er uns Mut – jeden Tag neu. Aber lieber in kleinen Schritten, die wir gehen können und nicht in zu großen, die zu schwer sind. „Fürchte dich nicht!“ oder „Fürchtet euch nicht!“ steht genau 365 mal in der Bibel – ein mal für jeden Tag des Jahres. Herzlich willkommen Neuanfang! Am 1.1. und an jedem weiteren Tag des Jahres…
„Neuanfang“ heißt auch ein Lied von Clueso. Als sehr passende „Begleitmusik“ für Neuanfänge und echter Mut-Macher empfohlen…
Bild: peterschreiber.media Adobe Stock
Über den Autor/ die Autorin
Christoph Schnellbacher
- geboren am 16. April 1980 in Aschaffenburg
- Studium der katholischen Theologie an der Universität Würzburg
- Seelsorger in der Diözese Würzburg an verschiedenen Einsatzorten bzw. Pfarreien
- Seit 2016 Jugendbildungsreferent und Pädagogischer Leiter des Jugendhof Pallotti Lennestadt
Hinterlasse einen Kommentar