Großeltern haben oft einen guten Draht
Wie kann es den Kirchen gut gelingen den Glauben an die jüngere Generation zu vermitteln? Können da die Großeltern helfen? Im Sommerurlaub las ich das Büchlein von Christine Bergmann, ehemalige Familienministerin in Berlin, „Mein Enkel, der Jakobsweg und ich“. Frau Bergmann schildert in ihrem Pilger-Tagebuch, wie sie sich einige Monate nach dem Tod ihres Mannes mit 77 Jahren zusammen mit ihrem Enkel Julius auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela gemacht hat. Fünf Wochen sind Sie zu Fuß bis zum Ziel unterwegs und allerhand passiert. Dabei ist auch gut Zeit und Platz für religiöse Gespräche.
Welche Möglichkeiten neben dem Pilgern haben Oma und Opa noch über den Glauben mit den Enkeln zu sprechen?
Zum Beispiel können sie religiöse Literatur weitergeben oder darauf aufmerksam machen. Religiöse Bücher findet man in Bücherhallen, Pfarrbüchereien oder in jedem Buchladen. Jährlich wird von der Deutschen Bischofskonferenz der katholische Kinder- und Jugendbuch Preis verliehen. Im Jahr 2018 wurde als Preisbuch „Das Jahr, in dem ich lügen lernte“ aus 280 Titeln ausgewählt. Den Preis erhielt die US-amerikanische Autorin Lauren Wolk nebst der brillanten Übersetzerin. Ich halte dieses Buch für ein religiöses Gespräch bestens geeignet. Allein schon der Titel macht neugierig und provoziert viele Fragen.
Oft haben Großeltern einen guten Draht zu ihren Enkelkindern. Das Gespräch mit ihnen ist meist weniger verkrampft durch Erziehungskonflikte, die mehr den Eltern obliegen. Großeltern sprechen gerne mit ihren Enkeln. Starke Themen sind die Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach der Religion und dem Kirchgang. Aber auch: Gibt es Gott? Warum das Leid? Muss Opa sterben?
Können die Großeltern, die noch stark unsere Gottesdienste besuchen, nicht auch ab und zu die Begleiter der Enkelkinder beim Kirchgang sein? Kluges pädagogisches Handeln, menschliches Geschick und Nähe sowie ein verbindliches Vorbild könnten hier zukunftsweisende Zeichen setzen.
Über den Autor/ die Autorin
Pater Hans Joachim Winkens SAC
Pallottiner Pater Hans Joachim Winkens SAC, gebürtiger Westerwälder, war lange Jahre Internatsleiter und Rektor im Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Rheinbach bei Bonn. 2005-2007 war er der letzte Provinzial der Norddeutschen Provinz der Pallottiner in Limburg. Seit 2007 arbeitet er als Pfarrer in Hamburg. Seit 2014 ist er dort leitender Pfarrer der Pfarrei Seeliger Johannes Prassek. Zugleich ist er Rektor der Pallottinischen Gemeinschaft Nordost. Diese umfasst 10 Mitbrüder und einige weitere Mitglieder der Vereinigung des katholischen Apostolates in Berlin, Hamburg und Bad Zwischenahn.
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