Ostern 2021
Es ist nicht leicht, in diesem Jahr Ostern zu feiern. Es ist schon das zweite Ostern in der Coronapandemie. Ein Virus und seine Mutationen haben das Leben in unserer globalisierten Welt tiefgreifend verändert. Es herrscht eher Karfreitagsstimmung als dass Osterfreude aufkommen kann. Bei uns in Deutschland gibt es viel Irritierendes. Impfen und Testen ist nach wie vor angesagt; beides aber konnte bislang nur bruchstückhaft umgesetzt werden. Es fehlt an Impfstoff und Tests. Die Menschen vermissen ein Konzept für die Maßnahmen zum Umgang mit dem Virus und den Folgen. Schule auf – Schule zu, Kitas offen oder nur Notbetreuung möglich? Müssen Geschäfte geschlossen bleiben oder dürfen sie öffnen? Behalte ich meinen Arbeitsplatz? Wie lange muss Kurzarbeit nötig sein? Werde ich meinen Lebensunterhalt noch bestreiten können? Sowieso schon Benachteiligte und Familien, die unter schwierigen sozioökonomischen Bedingungen leben, leiden noch mehr als sonst. Frauen tragen die Hauptlast, im Haushalt sowie in der Versorgung und Erziehung der Kinder. Neuerdings müssen sie im Homeschooling zusätzlich noch Lehrerin sein. Mit ihren Kindern sind sie in prekären Lebens- und beengten Wohnverhältnissen oft auch Opfer von Gewalt.
Ostern steht am Beginn des Frühlings. Ostern ist auch dieses Jahr wieder. An Ostern feiern Christen die Auferstehung Jesu. Gott hat Jesus Christus nicht im Tod gelassen. Nicht der Tod, das Dunkle und das Gemeine haben das letzte Wort, sondern Gott, die Liebe und das Leben. Dass Gott nicht tot zu bekommen ist, dass sich die Liebe Bahn brechen und das Leben durchsetzen wird gegen alles, was Leben zerstören und klein halten will, ist die Botschaft von Ostern. Gott steht an unserer Seite in allen dunklen und schweren Stunden. Er hilft, sie durchzustehen. Was wir an unserem Osterglauben haben, das können wir dieses Jahr in besonderer Weise wieder neu entdecken. Die Frauen in der Passionsgeschichte und am Ostermorgen können uns dabei den Weg weisen. Sie haben in hoffnungslosen Situationen durchgehalten. Sie standen am Kreuzweg und unter dem Kreuz. Wenigstens in der Ferne nahmen sie Anteil am grausigen Geschehen und am qualvoll Sterbenden. Die meisten der Männer waren davongelaufen.
Wieder sind es Frauen die am Ostermorgen zum Grab gegangen sind, um dem Toten eine letzte Ehre zu erweisen und seinen Leichnam zu salben. Sie erfahren, dass der Stein vom Grab weggewälzt war. Gott kann schwere Steine, die auf unserem Leben lasten, wegwälzen und neue, österliche Lebenserfahrung möglich machen. Auch in Coronazeiten und unter Coronabedingungen. Die Frauen werden die ersten Zeuginnen der Auferstehung. Sie mussten die Männer überreden, Gott zu glauben. Mit Gott müssen mir die Einschränkungen meines Lebens nicht zum Verhängnis werden und ich muss darin nicht untergehen. Oft sind es Frauen, die zu solcher Erfahrung Wege eröffnen. Nicht zu Unrecht wird Maria von Magdala als Apostolin der Apostel bezeichnet und Maria, die Mutter Jesu als Königin der Apostel verehrt.
Es ist nicht leicht, Ostern zu feiern, unter den Bedingungen, die Corona uns aufzwingt. Frauen können dabei helfen, mit ihrer Kraft und ihrer Lebensweisheit.
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Über den Autor/ die Autorin
Pater Heinz-Willi Rivert SAC
Geboren 1960 in Rheinbach bei Bonn. Katholischer Priester in der Gemeinschaft der Pallottiner, Diplom in Theologie und in Psychologie. Ehemals in der Jugend-, Pfarr-, Schul- und Hochschulseelsorge tätig, kurz nach der Wende von 1989 auch für drei Jahre im Bistum Erfurt. Seit 2020 lebt er im Missionshaus der Pallottiner in Limburg/Lahn. Er ist tätig in der Seelsorge, in religiöser Erwachsenenbildung und in der freien Mitarbeit bei verschiedenen Publikationen.
Frauen als die Retterinnen der Katholischen Kirche?
Vor einigen Jahren galten in Lateinamerika Wortgottesdienste als Verlegungsmaßnahmen in dem (von Rom gewollten) Mangel an Priestern. Nicht selten gab es nur einen Priester für 10 oder 15 Tausend Gläubige!
Die Hoffnung, dass sich das ändert, geht gegen Null!…
Mein vor zwei Monaten erfolgte Aufenthalt in Brasilien hat jedoch gezeigt, dass für viele Katholiken das gar nicht mehr so wichtig ist. Engagierte Frauen führen die Gottesdienst eigenständig durch. Immer mit einem Placet des Bischofs, natürlich. Man hofft zwar, dass ein Priester hinzukommt. Besonders wichtig ist es aber nicht. Die Dienstverpflichten – meist Frauen – leiten die gottesdienstlichen Aufgaben selbst. Der Priester selbst scheint relativ unwichtig zu werden.
Vielleicht ist das ein erster Ansatz für ein neues Kirchenverständnis. Hier also eine Beispiel von Frauen als de facto Priesterinnen sind: Wer könnte etwas dagegen haben?!