Sundays for future?
Welche Wege führen in die Zukunft? Greta und „Fridays for future“ setzen ein klares Zeichen. Es muss sich ernsthaft etwas ändern. Doch, Hand auf´s Herz: wen bewegt die Umweltenzyklika von Papst Franziskus „Laudato si“ tiefer?! Welche Auswirkungen hat der Papstfilm „Ein Mann seines Wortes“?! Beides bezieht sich stark auf die Ökologische Krise. Wir empfinden es tragisch, dass viele keine eigene Veränderung wollen, und wenn, dann bei anderen.
„Umkehr“ ist schwierig, das wissen wir auch aus dem geistlichen Leben – und aus unserer Kirchensituation. Die Strukturreformen in den Diözesen zeigen sich leider doch weniger als geisterfüllten Neustart. Sie erscheinen eher als Überdehnung der alten Kirchenbilder. Wann finden wir zu dem urchristlichen Entscheidungsweg „Der Heilige Geist und wir haben beschlossen …“ (Apg 15,28)? Und mit „wir“ ist die gesamte Gemeinde (V. 22) eingeschlossen! Wir alle sind gefordert, uns daran messen zu lassen, entsprechend zu verhalten und einzubringen. Auch, damit Bischöfe nicht weiter so tun können, als ob ihnen die Kirche gehöre.
Es muss aufhören, dass Frauen strukturell benachteiligt bleiben. Der Missbrauchsskandal hat offenbart, wie sehr Bischöfe, ja, auch Kardinäle Teil des Problems sind. Not-wendige Reformen können nur im Geist Jesu wirklich Früchte bringen. Es geht nicht darum, wie wir uns eine Kirche der Zukunft vorstellen, sondern darum, im Gebet zu suchen und zu fragen, was der Geist heute den Gemeinden sagen will (vgl. Offb 2,7). Und Sie – Heilige Geistkraft – spricht zu uns u.a. durch die Weisheiten der Bibel. Für die Erneuerung unserer Gemeinden brauchen wir Sundays for future!
In einem Gemeindewachstums-Seminar an unser Pallottinischen Hochschule in Vallendar wurde konkret aufgezeigt, dass es nicht darauf ankommt, mehr Angebote zu machen, um Konsumenten zu bekommen. Es kommt darauf an, in der Nachfolge Jesu gemeinsam wirklich Jünger / Jüngerin zu werden. Wir sind als Pfarrei nicht nur für die Menschen da, die schon bei uns sind, sondern für die, die noch nicht da sind. Veränderung beginnt mit einem Perspektivwechsel auf Kirchenferne. Hier liegt das Potential für Entwicklung!
Ein Beispiel: In den Räumen von Christophorus treffen sich wöchentlich 6 Selbsthilfegruppen. Es sind an die 100 Personen. Wir haben da eine Kapazitätsgrenze erreicht, es gibt auch Engpässe. Den Anfragen nach könnten wir inzwischen 20 Gruppen bei uns haben. Das Verrückte: sie atmen biblischen Geist. Es kommen existenzielle Themen vor wie: Vergebung, sich Verbinden mit der größeren Kraft Gottes, Zeugnis von meiner Erfahrung geben. Über ein Lebensproblem wie Essstörungen, Geldsorgen, Sucht u.a. kommen Menschen zu der Erkenntnis, wirklich ihren Lebensstil zu ändern. Sie tauschen sich mit anderen aus, lesen Literatur aus dem 12-Schritte-Programm und beten – da passiert aus unserer Wahrnehmung mehr „Kirche“ als in manchen kirchlichen Gruppen.
Auszug aus: Rundbrief St. Christophorus Seelsorgeteam & Pallottinische Gemeinschaft, Sommer 2019, Nord-Neukölln, Berlin. Text von Pater Karl Hermann Lenz SAC und Lissy Eichert UAC. Foto: Nicola, Adobe Stock.
Über den Autor/ die Autorin
Lissy Eichert
Pastoralreferentin Lissy Eichert wirkt seit Jahren im Projekt „Kirche im Brennpunkt“ der Pfarrei St. Christophorus in Berlin-Neukölln. „Sozial – spirituell – kulturell“ ist das Ziel, mit dem sich das Team der Pfarrei engagiert. Ihr Repertoire reicht vom wöchentlichen „Nachcafé“ für Arme und Obdachlose Menschen bis zu regelmäßigen Auftritten beim „Wort zum Sonntag“. Das Kürzel „UAC“ zeigt Ihre Zugehörigkeit zur „Unio“, einer von Vinzenz Pallotti gegründeten Gemeinschaftaus Geistlichen und „Laien“.
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