„So schlimm wird es schon nicht kommen!“

„Was ist, wenn das Wasser noch weiter steigt?“, fragt die junge Mutter, die mit ihrem Kind durch die Pfützen am Flussufer in Passau watet. „Es wird schon nicht so schlimm werden“, ruft ein Arbeiter, der mit einer Säge auf einem Dach steht, um etwas zu reparieren.

Viele Unternehmer sahen in Donald Trump eines der größten Risiken für die Zukunft der Wirtschaft. Inzwischen nennen sie ihre „Angst“ lieber „Sorge“ – oder sie machen sich gegenseitig Mut: „Mal abwarten. So schlimm wird es schon nicht kommen.“

Terroismus, Brexit, Flüchtlingswelle, AfD, Klimaerwärmung, Altersarmut, Vogelgrippe,  Datenmissbrauch …? Endlos ist der Stoff für allerlei Weltuntergangswitze, doch eben nur Witze, denn jeder sagt: Die Welt geht nicht unter! Kein Grund zur Sorge.

Die Bibel konfrontiert uns aber mit der Botschaft Jesu: „Alles wird zusammenstürzen! Die Sterne werden vom Himmel fallen!“ (Mk 13, 2. 25) Eine Vorstufe erlebten die Juden im Jahr 70 n. Chr. mit der Zerstörung ihres Tempels, auch der Holocaust lässt sich so deuten. Eigenartig, vor etlichen Jahre habe ich ausgerechnet an der Jerusalemer Klagemauer tanzende Juden gesehen. Warum gerade hier? Ich habe einen von ihnen gefragt. Seine Antwort: ,,Wir freuen uns, dass Gott bei uns ist und uns seine Herrlichkeit versprochen hat.“ Es gab schon viele „Weltuntergänge“, religiöse und profane, auch ganz persönliche. Auch wer bisher davon verschont geblieben ist, kann sich nicht in Sicherheit wähnen. Realität ist: alles wird einmal zusammenkrachen.

Und was dann? Manche kennen dann nur noch die Klagemauer, zermartern sich den Kopf, wie das geschehen konnte. Andere geben sofort auf, rechnen mit keiner Zukunft mehr. Jesus dachte wie dieser fromme Jude: „Gott ist bei uns. Er hat uns seine Herrlichkeit versprochen.“ Eine Frohbotschaft, Evangelium – trotz aller Untergangserfahrungen.

Wir brauchen nicht in Hysterie verfallen, aber Sorglosigkeit ist auch fehl am Platz. Gottvertrauen zeigt sich auch in der notwendigen Wachsamkeit, um gründlich zu überlegen, wofür wir stehen und wo wir damit hinwollen. ((11.01.17, Bild: pixabay))

Über den Autor/ die Autorin

Pater Peter Hinsen SAC

geboren 1944 in Friedrichshafen, seit 1971 Priester in der Gemeinschaft der Pallottiner. Nach vielen Jahren in der Erwachsenenbildung, in der Priesterausbildung und als Autor von Büchern und Zeitschriften (u.a. „das zeichen“) lebt und arbeitet er jetzt in der Kommunität Friedberg (Bayern).