Die Türme des Kölner Domes – Fingerzeig zum Himmel

Schon von weitem erkennt man ihn, den Kölner Dom. Egal aus welcher Richtung Sie nach Köln kommen: Das Erste, was Sie sehen, ist der Dom. Im Mittelpunkt der Millionenstadt gelegen, gehört er zu den meist besuchten und bestaunten Bauwerken Deutschlands.

Ich wohne ganz in der Nähe des Domes. Und auch mir geht es so: Immer, wenn ich meine Wohnung verlasse und vor mir die Westfassade dieses großartigen Bauwerkes sehe, staune ich aufs Neue. Fast 160 Meter ragen die Türme in die Höhe, sie haben eine breite Basis und laufen spitz zu, wie Pfeile, die auf den Himmel zielen.

Und genau das ist wohl auch die Botschaft der Erbauer: Die Türme sind wie  steinerne Fingerzeige, dass es über der Erde einen Himmel gibt und über uns Menschen einen Gott. Und dieser Gott ist nicht einer, der irgendwo in den Wolken thront. Im Gegenteil; er ist einer, der sich auf unsere Welt und uns Mensch einlässt – konkret auf Sie und auf mich. Und für diese großartige Zuwendung hat er sogar seinen Sohn in die Welt gesandt: Jesus Christus. Er ist Mensch auf Erden geworden und dabei zugleich Gott im Himmel geblieben.

An den Werktagen ist der Platz um den Dom hier in Köln, die so genannte Domplatte, voller Menschen. Sie sind – so wie viele von Ihnen gleich selber sein werden –  unterwegs zur Arbeit oder zum Bahnhof. Und nicht wenige von ihnen machen Halt, gehen in den Dom hinein, verweilen dort für einige Augenblicke, halten inne oder vertrauen im stillen Gebet Gott an, was sie bewegt.

Was bewegt Sie in diesem Augenblick? Was erwartet Sie an diesem Tag? Welchen Menschen begegnen Sie? Welche Aufgaben haben Sie zu lösen? Was macht Ihr Herz schwer und was macht es leicht? Ich lade Sie ein, es den Dom-Besuchern gleich zu tun und einfach mal still zu werden, in sich hineinzuhorchen. Vielleicht mit Gott darüber ins Gespräch zu kommen. Das mag für Sie ungewohnt oder fremd sein. Vielleicht zweifeln Sie, ob es Gott überhaupt gibt. Was auch immer in Ihrem Herzen vorgeht – erzählen Sie es ihm. Lassen Sie ihn an Ihrem Alltag, an ihrem Leben teilhaben. Und wir brauchen keine Angst zu haben, dass Gott uns zu nahe kommt. Denn, je näher ich ihn an mich heranlasse, desto mehr lasse ich zu, dass er mich beschenkt. Diese Erfahrung habe ich machen dürfen. Gott sehnt sich nach unserer Nähe. Dabei respektiert er aber immer unsere Freiheit und kommt uns nur so nahe, wie wir es zulassen.

Die Domtürme weisen in den Himmel, aber ihre Basis ist fest mit unserer Lebenswelt verbunden.

 

Köln im Oktober 2016

 

((Bild: pixabay))

Über den Autor/ die Autorin

Dr. Dominikus Schwaderlapp

Dr. Dominikus Schwaderlapp wurde 1967 in Selters / Westerwald geboren und 1993 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Neuss wurde er 1996 Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär. 2002 promovierte er zum Dr. theol. 2004 erfolgte die Ernennung zum residierenden Domkapitular. Von 2004 bis 2012 war er Generalvikar des Erzbischofs von Köln. Am 25. März 2012 empfing er die Bischofsweihe und ist seitdem als Weihbischof in Köln für den Pastoralbezirk Nord zuständig. Zudem ist er Bischofsvikar für die Geistlichen Gemeinschaften.