
Die Frauenfrage – nur eine Machtfrage?
Die Maria 2.0-Bewegung fing klein an: Fünf Frauen aus der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster wollten sich nicht damit abfinden, dass Weiheämter in der katholischen Kirche nur Männern vorbehalten sind und organisierten im Mai vergangenen Jahres einen Kirchenstreik.
Mit ihrer Initiative Maria 2.0 wollten sie angesichts des Missbrauchsskandals für eine Erneuerung der Kirche und für andere Strukturen innerhalb der Kirche kämpfen. Daraus entwickelte sich einen bundesweite Protestwelle mit vielen regionalen Maria 2.0-Gruppen.
Inzwischen wird der Bewegung Maria 2.0 immer wieder unterstellt, ihr ginge es nur um Macht und Einfluss. Gleichzeitig wird aber auch der Synodale Weg mit der fadenscheinigen Begründung abgelehnt, Strukturreformen allein würden nichts verändern. Es müsse vielmehr eine „innere Umkehr“ geben – was auch immer damit gemeint ist.
Fakt ist doch wohl, dass die Kirche nach wie vor von Männern geleitet wird. Und die Deutungshoheit über das, was Kirche und kirchliche Lehre ist, haben ausschließlich geweihte Männer. Müssen deshalb nicht gerade die Frauen die Machtfrage stellen – wer sollte das denn sonst tun?
Wir müssen schleunigst zu einer geschwisterlichen Kirche kommen, in der Frauen und Männer auf Augenhöhe Verantwortung übernehmen – mit oder ohne Amt. Es geht also um Geschlechtergerechtigkeit und damit um die Frage nach der Vielfalt in der Kirche. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch um andere Formen der Machtausübung bemühen. Und es ist danach zu fragen, wie Macht innerhalb der Kirche besser verteilt und kontrolliert werden kann.
Es ist auch klar, dass mit Frauen in der Leitung ja nicht automatisch alles besser wird. Deshalb sollten Ämter eher reduziert werden. Machtbefugnisse und Entscheidungsgewalt sollten auch nicht zwingend an ein geistliches Amt gebunden sein. Nur, weil jemand etwas „zu sagen“ oder „zu entscheiden“ hat, muss er (oder sie) nicht zwingend Priester oder Bischof sein.
Im Übrigen sollten wir bei der Ämter-Diskussion eines nicht vergessen: Die sakramentale Weihe beauftragt und bevollmächtigt zu einem DIENSTAMT in der Kirche. Und das besteht darin, dass die Getauften zum Zeugnis für Jesus Christus und das Evangelium befähigt werden und dass sie zum Dienst der Liebe im Alltag, besonders an den Armen, hingeführt werden sollen. Viele scheinen das zu vergessen, vor allem diejenigen, die momentan ein Amt in der Kirche innehaben.
Schauen wir nur einmal in die letzte römische Instruktion zur pastoralen Umkehr der Pfarreien. Darin geht der kirchliche Sinn des Dienstamtes völlig unter; er wird überhaupt nicht erwähnt. Allein schon deshalb ist diese römische Instruktion unbrauchbar und theologisch äußerst schwach.
Bild: freshidea Adobe Stock
Über den Autor/ die Autorin

Pater Siegfried Modenbach SAC
- Jahrgang 1962
- Studium der Theologie in Fulda und Rom
- Studium der Sozialpädagogik in Fulda
- 1990 Noviziat der Pallottiner
- 1992-2002 Leiter des Jugendhofes in Olpe
- 1995 Priesterweihe
- 2002-2007 Regens in Vallendar
- 2007-2019 Leiter des Katholischen Forum in Dortmund
- 2010-2020 Vorstandsmitglied der Aidshilfe Dortmund
- Seit 2019 Leitung des Geistlichen Zentrums Kohlhagen
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