Konfliktlösung hat mit Nächstenliebe zu tun
Als religiöse Menschen erleben wir auch oft Konflikte. Wir kennen sie aus dem familiären und beruflichen Bereich, aber auch aus der Kirche.
Egal welches aktuelle Thema wir anschauen, sofort werden unterschiedliche Positionen formuliert und vorgetragen. Es gibt einen Konflikt, der nicht nur sachlich sondern oft auch sehr emotional ausgetragen wird. Gerne wird ein Konflikt in die Öffentlichkeit gezogen. Im katholischen Erzbistum Hamburg erleben wir das in diesen Wochen heftig bei der Frage einiger Schulschließungen. In der Pfarrei erfahren wir das bei Diskussionen in den zuständigen Gremien über die pastoralen Schwerpunkte der Pfarrei, über die Gottesdienstordnung oder über die Finanzen. Veränderungen füh-ren regelmäßig zu Konflikten.
Zunächst sind die vorhandenen Konflikte positiv. Es zeigt, die Gemeindemitglieder denken mit, engagieren sich und wollen sich einsetzen. Tröstlich mag sein, dass auch schon die frühe Kirche vielfältige Konfliktfelder hatte, die man sogar in der Bibel erspüren und wahrnehmen kann. Da gibt es z.B. den Rangstreit der Jünger mit der hitzigen Frage, wer von ihnen der Größte sei (vgl. Mk 9, 34) oder die herausfordernden Thesen, die Jesus in der Bergpredigt (bei Mt 5, 21-48) aufstellt: Gewaltverzicht, Vergebungsbereitschaft und sogar die Feindesliebe. Andere Konflikte spiegeln die Paulusbriefe wider. Z. B. Fragen der Liturgie, das Standesdünkel der Gemeindemitglieder, soziale Unterschiede oder die Zulassung der Heiden in die neuen Gemeinden.
Also Konflikte sind normal, sie dürfen sein, aber wir werden sie lösen müssen. Wie finden wir in sachlicher Auseinandersetzung zielführende Lösungen?
Wir können in Ruhe die unterschiedlichen Meinungen anhören. Damit erweisen wir unserem jeweiligen Gegenüber Respekt. Auch der Kompromiss ist hilfreich. Eine Lösung, die am Ende miteinander getragen wird, verbindet die Menschen. Es zeigt sich, Konflikte sind nicht nur normal, sie bringen uns sogar weiter, sie führen uns in die gegenseitige Achtung.
Konflikte können in der Lösung spannend sein und sogar Freude machen. Konfliktbewältigung hat auch mit Nächstenliebe zu tun. Und da gibt es den einen, der viele von uns verbindet, Gottes Sohn Jesus Christus. In seinem Sinne sollten wir Konflikte nicht scheuen und sie geschwisterlich lösen.
Über den Autor/ die Autorin
Pater Hans Joachim Winkens SAC
Pallottiner Pater Hans Joachim Winkens SAC, gebürtiger Westerwälder, war lange Jahre Internatsleiter und Rektor im Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Rheinbach bei Bonn. 2005-2007 war er der letzte Provinzial der Norddeutschen Provinz der Pallottiner in Limburg. Seit 2007 arbeitet er als Pfarrer in Hamburg. Seit 2014 ist er dort leitender Pfarrer der Pfarrei Seeliger Johannes Prassek. Zugleich ist er Rektor der Pallottinischen Gemeinschaft Nordost. Diese umfasst 10 Mitbrüder und einige weitere Mitglieder der Vereinigung des katholischen Apostolates in Berlin, Hamburg und Bad Zwischenahn.
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