Muttertag

Schade, dass es ihn nur einmal im Jahr gibt.  Aber immerhin gibt s ihn überhaupt.  Es war die Idee einer amerikanischen Methodistin, die 1907 einen Gedenktag für Mütter durchsetzte. In Deutschland war 1923 die Premiere. Und als dann die Vermarktung des Tages überhandnahm, wollte die Gründerin den Tag wieder abschaffen. Da war es zu spät, denn die Floristen feierten die „freundliche Übernahme“.

Tatsächlich sind es immer noch Frauen und Mütter, die den Haushalt schmeißen und sich als unterbezahlte Managerinnen für Haus und Familie einen Namen machen.

„Das bisschen Haushalt macht sich von allein“, sang Johanna von Koczian 1977, und präsentierte auf ironische Weise, wie schön doch ihr Alltag abläuft und ihr Mann das auch so sieht, wenn er meint,  dass sie „auf Knien dem Schöpfer danken kann“.

Nun gibt es Schraubenmütter und Mehrkantmütter, Hutmütter und Flügelmütter, Schnappmütter und Kontermütter,  jene Muttern (so die richtige Mehrzahl), die ein Innengewinde haben. Hat aber nichts mit unseren menschlichen Müttern zu tun. Oder doch? Zugegeben, manche sind überbehütende, übergeschnappte, konternde und verschraubte Mütter, aber auch ihnen gebührt Dank für ihren Einsatz. Denn wie auch immer eine Mutter sein mag; sie ist mit ihren Kindern weit vor deren Geburt zutiefst innerlich verbunden, womit ich beim Innengewinde bin.

Sie verzichtet auf vieles zu Gunsten ihrer Kinder; sie wird gebraucht, geliebt, gesucht, oft überfordert, missverstanden, gekränkt, ausgenutzt, sehnsüchtig erwartet, unterbezahlt, vermisst. Und wenn sie dann die Kinder zu lange festhält, mit dem Erziehen nicht aufhört oder deren Loslösung schwerlich zulassen kann, wird`s stressig für alle.

Es gibt keine vollkommene Mutter. Und Väter schon gleich gar nicht, gell. So sei heute dankbar aller Mütter gedacht. Es geht nicht um Heiligsprechung und Verklärung; es geht schlicht um respektvolle Behandlung von Frauen, die sich jahrelang einsetzen für ihre Kinder. Und dieser Respekt sollte nicht allein mit Blumen und Ferreroküsschen abgegolten sein.  Und nicht allein an einem einzigen Tag. Der Respekt hat kein Verfallsdatum. ((19.01.17, Bild: pixabay))

Über den Autor/ die Autorin

Pater Dr. Jörg Müller SAC

Pater Dr. Jörg Müller SAC stammt von Bernkastel-Kues an der Mosel (geb 1943). Er durchlitt die Schulzeit, ist zweimal sitzengeblieben, und hat sich dann in den Studien der Theologie , Philosophie und Pädagogik (Trier, Innsbruck), Psychologie und Pathologie (Salzburg) davon erholt. Er war Lehrer an verschiedenen Schulen in Trier, Salzburg, Tamsweg und Saarburg, dann Psychotherapeut mit eigener Praxis, bis ihn der Frust packte und er in Tunesien eine T-Shirt-Fabrik baute. Vom Partner betrogen,  kehrte er zurück nach Deutschland und trat in die Gemeinschaft der Pallottiner  ein. Das war 1989 am Tag des Mauerfalls. Im Pallotti Haus Freising gründete er die Heilende Gemeinschaft, eine stationäre, therapeutische Einrichtung für Menschen in seelischer Not. Inzwischen hat er über 60 Bücher geschrieben und 4 Lied-Cassetten herausgebracht; er ist unter anderem auch als Kabarettist  unterwegs.